Am 25. Januar geht es los, von München nach Bari, und von dort aus direkt nach Marina di Ginosa, an die ionische Küste, zum Betrieb von Giuglio D´Alconzo. Das Landschaftsbild auf der Fahrt ist grün, kaum zu vergleichen mit Apulien im Sommer. Auf dem Betrieb wollen wir vor allem die Felder mit Schwarzkohl, Mangold, Fenchel und Endiviensalat sehen und Giuglio kennenlernen, der auf einigen zusätzlichen Hektar auch noch Orangen und Tafeltrauben anbaut. Viele alte Olivenbäume durchziehen und trennen die Felder voneinander, dazwischen das Gemüse. Giuglio erzählt uns bei einem Rundgang über den Betrieb, dass er neben seinen Hauptkulturen auch viele alte regionale Sorten anbaut, wie zum Beispiel den Carosello pugliese. Diese fast in Vergessenheit geratenen Sorte hat einen einzigartigen Geschmack, eine Kombination von Melone und Gurke.
Nach dieser eindrucksvollen Begegnung geht es weiter zum Lager der O.P. Jonica, der auch Giuglio angehört. Die 30 Betriebe mit insgesamt 600 Hektar Fläche haben sich für die Lagerung, Verpackung, Verarbeitung und Vermarktung ihrer Produkte zusammengeschlossen. So können sie ihren Kunden eine breitere Produktpalette und eine kontinuierliche Verfügbarkeit anbieten, was sich auf dem europäischen Markt als Vorteil erweist.
Am nächsten Tag besichtigen wir unseren ältesten Lieferanten – bereits seit zwei Generationen liefert der Betrieb von Antonio Bello und seinen Söhnen Carmelo und Fulvio frisches Gemüse zu uns nach München. Das verbindet – trotz der Entfernung. Die Familie wohnt am äußersten Zipfel Italiens, in Presicce. Vor der Küste fließen das ionische und das adriatische Meer zusammen, die Landschaft ist karg, steinig und hügelig und der Betrieb einer der wenigen, die hier noch Landwirtschaft betreiben. Doch genau das macht Bello so besonders. Die landwirtschaftliche Fläche ist aufgeteilt in viele kleine Parzellen, Olivenbäume durchziehen die Landschaft, die gesamte Arbeit erfolgt von Hand – eine Seltenheit heutzutage. Wir spazieren gemeinsam mit Carmelo und Fulvio durch die Landschaft und lassen uns erklären, wie sie hier Lauch, Fenchel, Mangold, Petersilie und Endivie anbauen. Auf den Feldern wächst viel Klee – wichtig für den Frost- und Wetterschutz der jungen Pflanzen und außerdem ein wichtiges Werkzeug bei der Wachstumskontrolle der Pflanzen. Durch zeitlich genau geplantes Jäten des Beikrauts kann der Betrieb eine kontinuierliche Verfügbarkeit seiner Produkte gewährleisten – außer das Wetter spielt einmal gar nicht mit. Der Tag vergeht bei diesen spannenden Einsichten im Flug, es wird bitterkalt und wir tauschen uns bei einem gemütlichen Abendessen weiter aus.
Am Sonntag ist unsere nächste Station der Betrieb Roccafruit, woher wir vor allem Erdbeeren, Rucola und Kohlrabi beziehen. Antonella Acinapura zeigt uns bei strahlendem Sonnenschein die ersten Erdbeeren der Saison und die anderen Kulturen. Eine Besonderheit im Anbau sind die “Limoni di Rocca Imperial“ – eine regionale Zitronensorte, die sogar mit dem IGP-Siegel („geschützte geografische Angabe“) ausgezeichnet sind.
Leider ist unser Besuch hier nur von kurzer Dauer, denn wir wollen noch bei La Calamita Rosa vorbeischauen.
Rosa und ihr Mann Vito Moretti liefern uns einen Großteil unserer Tafeltrauben, die Vorbereitungen für den Sommer laufen bereits jetzt. Zusätzlich werden im Januar hier Clementinen und Orangen geerntet. Das Ehepaar zählt in Italien zu den Urgesteinen der Demeter-Bewegung. Vito – der früher in der Autoindustrie gearbeitet hat – glaubt an die nachhaltige Revolution der Landwirtschaft durch die moderne Technologie und beschäftigt sich viel mit den Werken Rudolf Steiners´. Während wir mit ihm über die Felder laufen, erzählt er uns über seine Anbautechniken, seine Pläne, Ziele und neue Obstsorten. So wird er diesen Sommer erstmals Feigen und Kirschen ernten, Erdbeeranbau steht ebenfalls zur Diskussion. Unter den vielen Plänen befindet sich auch der Aufbau einer eigenen Weinkellerei als neues Standbein. Eine Kostprobe seines eigenen Weins dürfen wir noch am selben Abend in einem typischen italienischen Restaurant nahe Castellaneta probieren, zu einem Nationalgericht Apuliens, pasta con cime di rapa – ein krönender Abschluss einer wunderbaren, spannenden Reise.